Ramón Hofmann im BRUNO-Interview
„Lok-Fans geben ihr letztes Hemd und meinen es ehrlich“
Der 22 Jahre alte Thüringer kam im Sommer 2014 von Rot-Weiß Erfurt II nach Leipzig-Probstheida. Seinen ersten Treffer erzielte er am 19. Oktober 2014 gegen RasenBallsport Leipzig II. Im BRUNO-Interview spricht der Mittelfeldakteur über seine derzeitige Verletzung, seine Zeit im Fußballinternat Schlotheim und ruft die FCL-Anhänger auf, den Nachwuchs noch mehr zu unterstützen.
Wie geht’s dir? Was genau ist mit deinem Knöchel am 23. August beim Test in Zöschen eigentlich passiert? Und: Wie kommst du schnellstens wieder auf die Beine?
Bis auf die Verletzung geht’s mir gut. Natürlich macht es einem aber schon zu schaffen, wenn man nicht das machen kann, was man liebt. Das ist wie, wenn du einen Stock wirfst, aber an der Leine ziehst und der Hund darf den Stock nicht holen. Jedoch habe ich auch andere Aufgaben beim 1. FC Lok im Sponsoring. Ich möchte schnellstmöglich zurückkommen und das sieht auch gut aus. Weil ich aber einen knöchernen Abriss an einem Band habe, dauert es vier bis sechs Wochen. Der Knochen muss heilen. Was ist passiert? Ich bin am Gegenspieler vorbei, der hat dann einen Schritt gemacht, als mein Fuß auf dem Boden war, da bin ich weg geknickt und habe sofort gemerkt, dass es nicht weitergeht.
Geld und Sponsoren/Mäzene spielten schon immer eine Rolle im Fußball. Inzwischen drehen vielerorts allerdings Scheichs, Spekulanten und Oligarchen an den großen Rädern. Fernseh-gelder gehen durch die Decke und mindestens eine Asien- oder US-Tour pro Jahr scheint für viele europäische Spitzenklubs zum Pflichtprogramm zu gehören. Was ist nur passiert? Oder alles gar nicht so schlimm?
Die Fußballvereine heutzutage sind Unternehmen. Wie man das aus der Wirtschaft kennt, geht es darum, Geld zu verdienen. Diese Gelder werden reinvestiert, um weiter wachsen zu können und deswegen werden sich andere Märkte gesucht, damit die eigene Marke gestärkt wird.
Ich finde es sehr wichtig, dass man bei all den Geldern, die im Umlauf sind, nicht die Basis, also die treuen Zuschauer, verliert. Wenn ich acht bis zehn Euro für meine Stehplatzkarte ausgebe, um meine Jungs auf dem Platz rennen zu sehen, ist das in Ordnung. Aber wenn ich 100 Euro ausgebe, um Millionäre spielen zu sehen, ist das sehr schwierig. Man muss aufpassen, dass man die Leute, die den Fußball prägen und ausmachen, nicht verliert.
Welchen Platz nimmt der 1. FC Lok in dieser absonderlichen Fußballwelt zwischen der „Die Mannschaft“ und der Schauinsland-Reisen-Arena (aktueller Name des MSV-Duisburg-Stadions) ein?
Hier hat man noch das Gefühl, dass auch Unterstützer mit kleineren Beträgen den Verein unterstützen können. Aber auch bei uns merkt man natürlich, dass ohne Geld nichts geht. Wenn man sich professionell aufstellen will, braucht man die richtigen Leute und muss deren Gehälter zahlen.
Im Interview mit dem Fanzine „Bahnwärter“ der Fankurve 1966 hattest du einmal gesagt, dass du bei allen Vereinen versuchst, die Anhänger kennenzulernen. Wie fällt dein Urteil nach über zwei Jahren in Probstheida aus?
Es ist bunt gemischt. Ich hatte gute und schlechte Erfahrung. Man hat hier das Gefühl, dass die Leute zum 1. FC Lok gehen und ihr letztes Hemd geben. Sie meinen es ehrlich und sind mit Leidenschaft dabei. Ich freue mich, wenn ich den Fans etwas zurückgeben kann.
Inzwischen standest du in 54 Oberliga- und einer Regionalliga-Partie für den FCL auf dem Feld. Zwölf Tore hast du dabei schon erzielt. Was ist deine persönliche Top-3-Tore-Rangliste bis zum heutigen Tag?
Platz 3: Mein Tor bei Carl Zeiss Jena II letzte Saison. „Becks“ (Daniel Becker/d.Red.) hatte sich verletzt und ich kam ins Spiel. Beim Tor hab ich gekreuzt und den Ball in den Winkel gehauen (jenem 2:1-Erfolg beim FCC folgten elf weitere Siege am Stück/d.Red.). Das war ganz schön, denke ich. (lacht)
Platz 2: Mein Tor vor knapp zwei Jahren beim 1:1 gegen die RB II, einfach wegen der ganzen Emotionen im vollen Stadion, das war ein geiler Moment.
Platz 1: Natürlich der Fallrückzieher gegen Schott Jena. Das passiert nicht so oft. (Mit diesem Treffer beim 5:0-Sieg war er beim „Tor des Monats November 2015“ der Sportschau nominiert/d.Red.)
Du bist ein richtiges Kampfschwein. Aufgeben scheint nicht zu deinem Vokabular zu gehören. Als du zehn Jahre alt warst, trug dich dein Wille/Durchsetzungsvermögen von einem Thüringer Dorf in ein Jugendfußball-Leistungszentrum. Bitte erzähl‘ uns die Geschichte …
Ich komme aus Holzthaleben im Kyffhäuserkreis. Etwa 15 Minuten von dort entfernt in Schlotheim eröffnete damals ein Fußballinternat, als eine Art Außenstelle von Borussia Mönchengladbach im Osten. Sogar Hans Meyer war beim Sichtungstag da. Ich wollte schon immer Fußballer werden und unbedingt da hin. Allerdings war ich damals noch in der Grundschule und meine Mutti schob noch ein Jahr einen Riegel davor. Mit dem Schulwechsel aufs Gymnasium bin ich dann auf das Internat. Inzwischen heißt es Jugendfußball-Leistungszentrum und der heutige Leiter war damals mit mir Schüler im Internat.
Von der U19 des 1. FC Magdeburg, über Nordhausen und Rot-Weiß Erfurt II führte dich dein Weg nach Leipzig. Was war die prägendste dieser Stationen?
In Magdeburg habe ich in der A-Junioren-Bundesliga gespielt. Dort habe ich gelernt, mit Niederlagen umzugehen – wir stiegen damals ab – und ich habe gegen starke Gegenspieler gekickt. Mit Nils Butzen hab ich heute noch Kontakt (Butzen spielt 3. Liga beim FCM/d.Red.).
In meinem ersten Männerjahr in Nordhausen bin ich gleich in die Regionalliga aufgestiegen, in Erfurt hab ich gemerkt, dass zweite Mannschaften nichts für mich sind. Zum 1. FC Lok zu wechseln, war ein Glücksfall damals.
Was können wir in dieser Saison noch von Ramón Hofmann und dem 1. FC Lok erwarten?
Aufopferungsvollen Kampf in jedem Spiel, mit absolutem Willen, das maximale aus sich rauszuholen und alles für den Verein zu geben.
Was würdest du gern noch loswerden?
Ich würde mir wünschen, dass die Anhänger auch den Jugendfußball des FCL noch mehr unterstützen. Das ist die Basis unseres Vereins. Einfach mal zum Spiel gehen und den Kickern mehr Aufmerksamkeit schenken.