"Mir macht's nach wie vor viel Spaß."
Vizepräsident Alexander Voigt beantwortet Fan-Fragen
Hallo Alex, erst einmal vielen Dank, dass du dir Zeit für dieses Interview genommen hast. Wir hatten in den vergangenen Wochen die Fans aufgefordert, Fragen an den Vereinsvorstand zu stellen. Eine Flut von Fragen schwappte zu uns rüber und wir haben einmal die Fragen herausgesucht, die den Fans am meisten unter den Nägeln brennen. Antworten darauf gibt‘s natürlich auch.
STADION UND INFRASTRUKTUR
Die meisten Fragen unserer Fans beschäftigen sich mit dem Thema „Stadion“. Alexander Werner interessiert der aktuelle Stand bei der Umsetzung des geplanten Familienblockes. Wie ist da die Situation?
Nachdem wir im vergangenen Jahr mittels Crowdinvesting 80.000 Euro gesammelt hatten, lag das Projekt für einige Zeit auf Eis. Grund hierfür war die Tatsache, dass eine Baufirma kurzfristig absprang und sich die Suche nach einem geeigneten Nachfolger zu den ausgehandelten Konditionen alles andere als einfach erwies. Inzwischen haben wir aber einige kompetente Partner gefunden, die ihre Arbeit bereits aufgenommen haben. Wir sind zuversichtlich, dass wir den Familienblock im Frühjahr 2018 eröffnen können.
Welche Fortschritte macht die Sanierung der Trainingshalle und wird es demnächst einen Kunstrasenplatz im Bruno-Plache-Stadion geben (Frage von Jürgen Schwarz)?
Die Arbeiten in unserer Kunstrasenhalle laufen. Die aktuellen Planungen sehen vor, dass sie noch in diesem Jahr abgeschlossen sind. Im Dezember wollen wir mit einem Fanturnier die Halle zünftig wiedereröffnen. Für einen Kunstrasenplatz haben wir einen Fördermittelantrag bei der Stadt Leipzig und beim Land Sachsen gestellt. Wir hoffen, auch hier bald Vollzug zu melden.
Kolja Liebscher fragt, ob die Zielsetzung 3. Liga im Jahr 2020 noch realistisch ist, insbesondere auch mit all den infrastrukturellen Herausforderungen?
Grundsätzlich ist es als Verein immer wichtig, langfristige Ziele und Pläne zu verfolgen. Damit gelingt es uns, auch neue Mitglieder, Spieler und Sponsoren für unseren 1. FC Lok zu begeistern. Selbstverständlich erfordert das Ziel 3. Liga erhebliche Kraftanstrengungen, in sportlicher, infrastruktureller wie auch finanzieller Hinsicht. Wir können natürlich nicht einschätzen, wie sich Umfeld und Rahmenbedingungen der 3. Liga bis 2020 entwickeln werden und ob der 1. FC Lok dann diesen Ansprüchen genügt. Aber als langfristige Vision werden wir auf jeden Fall an dieser Zielsetzung festhalten.
Gibt es Überlegungen für zusätzliche Sitzplatzmöglichkeiten (vielleicht auch im Gästebereich) und für eine Überdachung der Gegengerade?
Aktuell konzentrieren wir uns bei den Stadionaktivitäten auf die Pflege der Infrastruktur. Die Kapazitätserweiterung war für uns ein großer Meilenstein und sollte sich ein geeigneter Investor finden, haben wir auch Pläne für eine größere Umgestaltung des Bruno-Plache-Stadions in der Schublade. Eine Bauvoranfrage liegt der Stadt Leipzig seit ein paar Wochen vor. Es grenzt schon fast an ein Wunder, dass wir es nach Rückerhalt der Stadionerbpacht geschafft haben, Bauleistungen im Wert von 1,5 Millionen Euro in unser Stadion zu stecken.
Justin Matheja fragt nach neuen Parkmöglichkeiten im Umfeld des Stadions. Gibt es da Hoffnung?
Leider sind uns als Fußballverein größtenteils die Hände gebunden. Wir haben daher ab dieser Saison die Möglichkeit geschaffen, mit der Eintrittskarte die Bahnen und Busse der LVB zu nutzen. Autofahrer können nun z.B. ihr Fahrzeug kostenlos am Völkerschlachtdenkmal abstellen und dann bequem mit der Straßenbahn zum Stadion anreisen. Ebenso bietet der OBI-Baumarkt in Probstheida bei Sonntagsspielen Parkmöglichkeiten an.
Welche Maßnahmen sind in den nächsten Monaten und Jahren noch im Stadion geplant?
Wir konzentrieren uns jetzt auf den Familienblock, Kunstrasenplatz und Wasserspeicher und zahlreiche kleinere Maßnahmen. Wobei man sagen muss, dass für die Bauvorhaben Kunstrasenplatz und Wasserspeicher die Finanzierung noch nicht steht. Hier sind wir auf Fördermittel von Stadt und Land angewiesen. Das Land Sachsen hat bereits für beide Projekte Unterstützung signalisiert, die Zusage der Stadt Leipzig wird sehnsüchtig erwartet.
WEITERE THEMENFELDER
Ein weiteres Thema, was die FCL-Fans brennend interessiert, ist die Frage nach dem „Meisterstern“ auf dem Trikot des 1. FC Lok. Wie ist der Stand?
Die Fusion mit dem VfB Leipzig wird voraussichtlich im Mai 2018 vollzogen werden, so dass wir hoffentlich ab der Saison 2018/19 auch stolz den Meisterstern auf unserem Trikot tragen können.
Daniel möchte wissen: „Wie sieht es mit den Trainern aus? Werden sie langfristig bleiben? Sie machen eine sehr gute Arbeit.“
Auch das Präsidium ist mit der Arbeit der sportlichen Leitung sehr zufrieden. Heiko Scholz hat einen langfristigen Vertrag bis 2020. Mit Rüdiger Hoppe werden wir uns in der Winterpause zusammensetzen.
Mario Helm fragt: „Wie steht es aktuell um die finanzielle Situation beim Verein? Wieviel Schulden belasten den Verein?“
Der Verein ist nach wie vor finanziell nicht auf Rosen gebettet. Konkrete Zahlen diskutieren wir aber nicht in der Öffentlichkeit sondern auf unseren Mitgliederversammlungen.
Marcus Weidhase bemängelt die fehlende Transparenz bei den Richtlinien für Haus- und Stadionverbote sowie die schleppende Arbeit der Stadionverbotsanhörungskommision. Wie kann das Präsidium hier für mehr Transparenz sorgen?
In Bezug auf die Hausverbote orientiert sich der 1. FC Lok an den Vorgaben des DFB. Dennoch, das Präsidium ist mit der aktuellen Situation um die Stadionverbotsanhörungskommision nicht zufrieden. Wir werden daher zur nächsten Mitgliederversammlung einen Vorschlag unterbreiten, um hier für mehr Transparenz und schnellere Entscheidungen zu sorgen. Der Verein steht aber im schriftlichen Dialog mit den Antragstellern. Oftmals kommen die Briefe aber als nicht zustellbar zurück.
Viele Fans wünschen sich mal ein Testspiel im Ausland. Welche Möglichkeiten gibt es da?
Ein Spiel z.B. auf der Insel wäre natürlich ein Traum. Das gestaltet sich mitunter schwieriger, als man sich das vielleicht vorstellt. Außerdem ist so eine Reise ins Ausland mit dem ganzen Mannschaftsstab mit erheblichen Kosten für den Verein verbunden. Die Chance für ein Testspiel besteht meistens nur im Trainingslager im Rahmen der Saisonvorbereitung. Konkret ist zurzeit nichts geplant.
Warum gibt es im Online-Ticket-Shop nicht die Möglichkeit, sich das Ticket selbst auszudrucken (fragt Steffen Teichmann)?
Die vertragliche Vereinbarung zwischen dem Ticketanbieter Ticketgalerie, dem 1. FC Lok und der LVB, damit die selbstausgedruckten Tickets auch als Fahrschein in den Straßenbahnen genutzt werden können, wurde in den letzten Wochen unterzeichnet. Ebenso wurde ein mobiles Internet im Stadion eingerichtet, damit die Karten gescannt werden können. Wir hoffen, dass das ab dem 16. Oktober verfügbar ist.
Anja Tschentscher möchte wissen, wie hoch unser Mannschaftsetat im Vergleich zu anderen Regionalliga-Mannschaften ausfällt?
Über die genaue Höhe des Mannschaftsetats können wir keine Auskunft geben. Er bewegt sich im mittleren sechsstelligen Bereich. Im direkten Regionalliga-Vergleich sind wir damit sicherlich im oberen Drittel wiederzufinden.
Vor längerer Zeit hatte der Verein den ehemaligen Präsident Michael Notzon auf Schadensersatz verklagt. Gibt es da inzwischen ein Urteil?
Nachdem Michael Notzon 2013 dem Arbeitspräsidium unter Führung von Heiko Spauke noch nahegelegt hatte, einen Insolvenzantrag zu stellen (damit wäre sein Geld fast komplett weg gewesen), wollte er das Darlehen, nachdem der Verein durch Sponsoren, Mitglieder und Fans gerettet wurde, dann doch wieder haben und bekam vor Gericht Recht. Das Darlehen wurde bereits an Herrn Notzon zurückgezahlt. Die Klage wegen fehlender Buchführung wurde vom Landgericht abgewiesen.
2016 gründeten Freunde des Vereins die "1. FC Lokomotive Finanzierungs AG". Wie hat sich die Gesellschaft inzwischen entwickelt?
Durch die Finanzierung AG wurden bereits mehrere infrastrukturelle Anschaffungen finanziert, wie unser neuer Rasentraktor. Die AG wird derzeit neu strukturiert, damit interne Prozesse reibungsloser ablaufen. In den nächsten Monaten wird sich die AG mit verschiedenen Projekten beschäftigen, die die Finanzierung von infrastrukturellen Projekten beim FCL unterstützen sollen.
Paul Müller fragt nach der Aufteilung der Betriebskosten für das Stadiongelände zwischen Verein und Spielbetriebs-GmbH. Wie ist das geregelt?
Der Verein ist Eigentümer des Stadiongeländes und trägt alle Betriebskosten. Die GmbH zahlt eine Nutzungsgebühr an den Verein für die Austragung der Punktspiele.
Wie schätzt ihr die Entwicklung der Nachwuchsarbeit der letzten Jahre im Verein ein, insbesondere auch im Schatten von RB Leipzig?
Mit der Errichtung des Nachwuchsleistungszentrums im Jahre 2009 bei RB Leipzig verlor der 1. FC Lok eine erhebliche Anzahl an guten Nachwuchsspielern. Inzwischen gelingt es uns langsam wieder junge, ehrgeizige Nachwuchsspieler für den Verein und sein spezifisches Umfeld zu begeistern.
Die Etablierung eines eigenen blau-gelben Nachwuchsleistungszentrums wird der nächste große Schritt für den Lok-Nachwuchs sein. Hierfür müssen aber noch einige wichtige auch finanzielle Weichen gestellt werden.
Karsten Funke möchte gerne wissen, wieviel Geld dem Verein jährlich durch Sponsoren zur Verfügung steht?
Erfreulicherweise kann sich der Verein auf eine ganze Reihe von engagierten Sponsoren und Förderer verlassen, die einen erheblichen Beitrag zur Finanzierung des Vereins leisten. Für die Erfüllung unserer Ziele bedarf es dennoch weiterer Unterstützer. Genaue Zahlen veröffentlichen wir aber auch hier nur auf der Mitgliederversammlung.
Abschließende Frage an dich, Alexander: Du bist nun ziemlich genau seit 2 Jahren im Präsidium des Verein. Wie fällt dein persönliches Fazit aus?
Unser Verein hat noch viele Aufgaben zu bewältigen. Die Schaffung weiterer hauptamtlicher Stellen und deren Bezahlung wird hierbei ein ganz wesentlicher Teil sein. Ich bin absolut davon begeistert, mit wie viel Herzblut beim FCL gearbeitet wird. Was die vielen ehrenamtlichen Helfer alles schaffen und ermöglichen ist irre. Aber auch die wenigen hauptamtlichen Mitarbeiter ackern beinahe rund um die Uhr dafür, dass es bei der Loksche weiter vorwärts geht.
Trotz aller privaten und hauptberuflichen Anstrengungen, die dieses Amt mit sich bringt, macht es mir nach wie vor noch sehr viel Spaß. Die vielen Danksagungen und Schulterklopfer für unsere pfiffige Social-Media-Arbeit sind für mich Motivation genug, weiterhin alles für unseren 1. FC Lokomotive Leipzig zu geben.
Wir bedanken uns für das Interview und wünschen dir weiterhin viel Erfolg bei der Arbeit im Präsidium des 1. FC Lok.