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Verein, Top3, Top7 | Freitag, 13. Mai 2016

"Kampf und Wille zeichnen mich aus"

Aus dem BRUNO: Interview mit Marcel Trojandt

Nachfolgend gibt es das Interview mit Marcel Trojandt aus dem Stadionheft BRUNO vom 30. April 2016 gegen den FC Einheit Rudolstadt zum Nachlesen:

Der 25-Jährige ist seit knapp drei Jahren beim 1. FC Lok und beackert die linke Außenbahn. Im BRUNO-Interview spricht er über die Stimmung im Team, seine Liebe zum FC Bayern, der SpVgg Unterhaching und über Fußballschuhe, die ihm Lok-Fans gesponsert haben.

Jetzt wollen wir‘s wissen: Alle Spieler sagen immer, die Stimmung im Team sei sensationell. Wer ist der beste Entertainer? Wer macht die derbsten aber besten Späße?

Oftmals ist Ramón der Entertainer und „Zicke“ (Robert Zickert/ d.Red.) ist auch so einer. Von der Stimmung her gibt es allerdings keinen großen Unterschied zum letzten Jahr. Damals hat es aber auf dem Platz nicht so geklappt. Jetzt haben wir deutlich an Qualität gewonnen. Die Trainer suchen immer Charaktere, die auch ins Team passen. Man merkt den Unterschied bei den Jungs zwischen ihrem ganz normalen Zustand und wie fokussiert sie sind, wenn sie auf dem Feld stehen. Bei mir ist das ganz genau so. Man ist ein komplett anderer Mensch.

Ist die Stimmung auch ein Grund dafür, dass knappe Partien nicht wie vor zwei Jahren fast alle verloren gehen?

Wenn du so einen Lauf hast wie wir, dann geht das mit den knappen Spielen. Bei so vielen Siegen läuft es einfach. Letztes Jahr zog sich eine Art schwarzes Band durch die Saison. Jetzt haben alle immer unser großes Ziel im Kopf: Aufstieg! Jeder ist hochkonzentriert und wir erkämpfen uns jeden Punkt wieder aufs Neue. Natürlich kommt dann ab und an auch das Quäntchen Glück dazu.

Du bist im Sommer 2013 nach Probstheida gekommen und hast in deiner ersten Saison gleich den Abstieg aus der Regionalliga erleben müssen. Was hat sich seitdem in Mannschaft und Verein verändert?

2013 war mein erstes richtiges Jahr im Männerbereich. In Halle habe ich in der zweiten Mannschaft nur mit sehr jungen Spielern im Team gestanden. Hier bin ich dann auf gestandene Spieler wie Kevin Kittler, Steve Rolleder, Sebastian Seifert und natürlich Krugi (Markus Krug/d.Red.) getroffen. Das erste halbe Jahr brauchte ich zum Reinkommen. An die vielen Fans muss man sich erst einmal gewöhnen. Mir gefällt, dass der Großteil der Mannschaft zusammengeblieben ist und es keinen riesigen Umbruch gab. Auch beim Trainer- Team herrscht Konstanz. Ich habe keine Sorge, dass mit dem Verein nochmal was passiert. Alle um Mannschaft und Verein leisten tolle Arbeit, oftmals ehrenamtlich.

Wie hat sich der Fußballer Marcel Trojandt in dieser Zeit beim 1. FC Lok verändert?

Im Alter wird man reifer, man lernt Situation besser einzuschätzen und besser mit Druck umzugehen – hier gibt es viel Druck. (lacht) Rein fußballerisch hab ich immer meine Linie gehabt und nie was Neues gemacht. Ich versuche immer mein Spiel durchzuziehen. Bei mir sind das Kampf und Wille. Das hat mich über Jahre ausgezeichnet, dafür bin ich bekannt.

Du wurdest in Dessau geboren. Wann und wie bist du zum runden Leder gekommen?

Als ich sechs Jahre alt war, hat mich meine Tante zu Anhalt Dessau mitgenommen. Das hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich bis zur D-Jugend dort gespielt hab. Danach bin ich zum Halleschen FC, mit Sportinternat und allem was dazu gehört. Meine Tante ist sehr volleyballverrückt. Mein Vater und sein Bruder haben auch Fußball gespielt und wir sind alle Bayern-Fans.

Der FC Bayern ist also dein Lieblingsverein. Wenn es keine blau-gelbe ist, in welcher Bettwäsche schläfst du?

Am besten Rot-Blau: Bayern München und Unterhaching. Das mit dem FC Bayern ist familienbedingt. Unterhaching mag ich, weil sie im Jahr 2000 als Aufsteiger am letzten Spieltag Leverkusen die Meisterschaft versaut haben. Ich war auch schon mehrfach vor Ort. Es ist ein sympathischer Verein – aus wenig wird dort viel gemacht.

Bisher wurdest du zweimal vom Schiedsrichter früher unter die Dusche geschickt. Im November 2014 in Eisenach und als die aktuelle Spielzeit gerade einmal zwölf Minuten alt war. Beide Spiele hat der 1. FC Lok gewonnen. Wie kommt‘s?

Natürlich ist man bei Platzverweisen fast nie schuld. (grinst) Für mich sind es in beiden Fällen auch keine gewesen. Danach müssen zehn Leute einfach mehr laufen. Das können die Jungs. Warum wir die Spiele trotzdem gewonnen haben, ist schwer zu sagen. Liegt aber sicher an der Qualität, die wir im Team haben. Es gab allerdings auch Spiele, die wir gewonnen haben, obwohl ich 90 Minuten mitgespielt habe. (lacht)

Dein einziges Tor für den FCL hast du bei der 2:3-Heimpleite gegen Cottbus II am 1. Novemebr 2014 vom Elfmeterpunkt erzielt. Lieber nicht mehr treffen?

Ich hab gegen Jena letzte Saison einen Elfer verschossen, und wir haben trotzdem 2:1 gewonnnen. Eigentlich war ich immer ein sehr sicherer Elfmeterschütze. Bis zu diesem Jena-Spiel hab ich glaube ich noch nie einen Elfmeter verschossen.

Uns ist zu Ohren gekommen, dass dir Lok-Fans mal Schuhe geschenkt haben. Wie kam es dazu und gibt es die noch?

Die Schuhe gibt’s noch! Ich brauchte unbedingt und schnell neue Fußballschuhe, welche mit Alu-Stollen. Finanziell war es damals schwierig. Ein paar Tage später hat mir Grusche (Teammanager René Gruschka/d.Red.) dann neue Schuhe in die Hand gedrückt. Sehr coole Aktion. Ein Dank nochmal an alle, die damals was dazugegeben haben.

Wie sieht dein Tagesablauf außerhalb des Vereinsgeländes aus?

Der Tag geht sehr oft früh los. Ich arbeite beim Zahntechniker-Labor trident, ein Lok-Sponsor, und mache dort Kurierdienst. Danach geht es meistens direkt zum Training. Abends fahre ich oft noch zu meiner Freundin nach Dessau, oder sie ist bei mir hier in Leipzig. Viel Freizeit bleibt nicht.

 
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