Verein, Top3, Top7 | Freitag, 14. Juni 2019

"HIER KANN MAN WAS BEWEGEN"

Sportdirektor Wolgang Wolf im großen "kicker"-Interview

Unser neuer Sportdirektor Wolfgang Wolf gab diese Woche dem Fußballfachmagazin "kicker" ein großes Interview:

Herr Wolf, wie ist es dazu gekommen, dass Sie bei Lok Leipzig Sportdirektor geworden sind?
Dadurch, dass mein Sohn Patrick (seit 2018 Verteidiger bei Lok, d. Red.) bei Lok spielt, bin ich öfter hier, um die Spiele anzuschauen. So hat es sich ergeben, dass ich mit den Verantwortlichen von Lok ins Gespräch kam. Sie haben mich nach Tipps für den Posten des Sportdirektors gefragt, und ich habe sie ihnen gegeben. Eines Tages sagten der Aufsichtsrat und der Vorstand zu mir: Wir wollen eigentlich Sie als Sportdirektor. Ich habe eigentlich keinen Job gesucht, aber die Gespräche waren so intensiv und vertrauensvoll, dass ich gesagt habe: Wir machen das. 

Mussten Sie lange überlegen?

Ich war wie gesagt nicht auf einen neuen Job eingestellt. Ich habe im Fußball alles erreicht, muss mir nichts mehr beweisen und es geht mir finanziell gut. Aber ich bin immer noch infiziert vom Fußball. Zwei, drei Wochen habe ich mit mir gerungen, und ich musste auch meine Frau mit ins Boot nehmen. Weil sie daheim in der Pfalz die Dinge handlen muss. Aber die Leute von Lok haben mich mit ihrer Art überzeugt. Sie waren offen und ehrlich und haben auch die Hosen runtergelassen, was mit Lok möglich ist und was nicht. Ich versuche, dem Verein mit meiner Erfahrung und meinem Netzwerk zu helfen – und dann wollen wir mal sehen, wie weit wir kommen. 

Ist Ihre Arbeit bei Lok auf jeden Fall nur auf ein Jahr begrenzt, oder könnten es auch zwei oder drei werden?
Das lasse ich auf mich zukommen. Ich habe im Fußball schon so viel erlebt. Ich will neue Strukturen schaffen und dem Trainerteam um Björn Joppe (Chefcoach Lok, d. Red.) helfen, dass wir eine gute Saison spielen. Zudem wollen wir neue Sponsoren an Land ziehen. In einem Jahr werde ich dann einen Strich drunter machen und sehen: Kann ich mich mit der Sache noch identifizieren? Man kann das ausweiten, aber jetzt mache ich erstmal das eine Jahr und dann sehen wir weiter.

Welche Ziele verfolgen Sie mit Lok in der neuen Saison?
Wir wollen bis zum Schluss oben mitspielen. Leider muss der Meister der Regionalliga Nordost im nächsten Mai in die Relegation. Aber wir sind Lok Leipzig, und so müssen wir auch auftreten. Nicht überheblich, aber selbstbewusst.

Was macht Lok Leipzig für Sie aus?
Ein prägendes Erlebnis für mich war für das Halbfinale im Sachsenpokal am 24. April beim Chemnitzer FC (12:13 nach Elfmeterschießen, d. Red.). Da haben die Lok-Fans ihr Team derart unterstützt, dass mir wieder mal klar wurde: Tradition kannst du dir nicht kaufen. Lok ist ein Traditionsklub, vieles erinnert mich an Kickers Offenbach oder Hansa Rostock. Bei Lok kann man etwas bewegen, wenn man ehrliche Arbeit abliefert. Dann kann man die Fans mitnehmen. Ich habe hier Leute, die die Ärmel hochkrempeln und den Verein voranbringen wollen.

Wohin soll der Weg von Lok in den nächsten Jahren führen?
Ich möchte im kommenden Jahr die Mannschaft so weiterentwickeln, dass wir einen Fußball spielen, mit dem sich die Fans identifizieren können. Wohin es gehen kann? Nach oben sind keine Grenzen gesetzt. Aber wir befinden uns momentan in der Regionalliga, die Entwicklung muss Schritt für Schritt passieren. Aber in den nächsten ein, zwei Jahren musst du in die 3. Liga aufsteigen, wenn es geht. Was schwer genug wird, denn viele Vereine wollen den Schritt von der Regionalliga in die 3. Liga gehen. Und von der Qualität ist gerade die Regionalliga Nordost sehr stark.

Ihr letzter Trainerjob in Rostock liegt fast sieben Jahre zurück. Ist es für Sie eigentlich ausgeschlossen, nochmal auf den Trainerstuhl zurückzukehren?
Ich will gar nichts ausschließen. Es kommt, wie es kommt. Nach dem Tod meines Bruders (Ex-Profi Arno Wolf starb im Oktober 2013, d. Red.) wollte ich eigentlich nicht mehr in den Fußball zurück. Aber mir ist die Decke auf den Kopf gefallen und ich bin im Mai 2014 als Direktor Profifußball beim 1.FC Nürnberg eingestiegen. Als diese Zeit vorbei war, wollte ich endgültig nichts mehr im Fußball machen. Aber die Leute von Lok haben mich wieder begeistert. Ich kann dem Verein helfen, und ich passe hierher.

INTERVIEW: ANDREAS HUNZINGER

 
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