Verein, Top3, Top7 | Dienstag, 06. Dezember 2016

"Fußball ist zu 90 Prozent Kopfsache"

Aus dem BRUNO: Interview mit Robert Zickert

Aus dem Stadionheft BRUNO vom 4. Dezember gegen den Berliner AK:

In der Innenverteidigung ist 26-Jährige zuhause, in der Aufstiegssaison hat er aber auch viermal getroffen, im Moment vertritt er den verletzten Kapitän Markus Krug: Robert Zickert. Im BRUNO-Interview spricht er über die Vergangenheit, warum es ihm beim 1. FC Lok so gefällt und was er noch so vor hat.

Die Zeit der großen Jahresrückblicke beginnt. Also: Wie war 2016 für Robert Zickert?

2016 war sportlich gesehen ein richtig schönes Jahr, mit dem Aufstieg im Sommer. Privat läuft's, Ausbildung läuft auch. Der Aufstieg war aber das schönstes Erlebnis des Jahres. Wir hatten uns das redlich verdient. Für mich persönlich hätte es nicht besser laufen können.

Seit Anfang September vertrittst du den verletzten Kapitän Markus Krug? Welche Linie fährst du und wie viel „Krugi“ steckt in dir?

In erster Linie sind wir zwei verschiedene Typen und Menschen. Aber im Grunde genommen gibt es es gar nicht so große Unterschiede. Etwas hab ich auch von ihm angenommen. Im Hinterkopf sollte man gerade als Kapitän stets behalten, dass Lok kein normaler Verein ist. Das sollte jeder auf und neben dem Platz wissen. Ich war in Markranstädt und bei Cottbus II auch schon Kapitän. Aber es macht mich stolz, gerade für diesen Verein die Kapitänsbinde tragen zu dürfen und die Jungs, gerade die jungen, zu führen.

Meine Linie? Ich bin auch schon mal ein Mann der härteren Worte. Im Gegenzug wissen die Jungs aber, dass sie auch das verdiente Lob kriegen. Zuckerbrot und Peitsche! (lacht) Ich habe auch ein offenes Ohr für private Probleme. Fußball ist zu 90 Prozent Kopfsache.

Inwieweit hört das Trainerteam auf den Kapitän und den Mannschaftsrat?

Bei kniffligen Entscheidungen wird schon das Gespräch mit Mannschaftsrat und Kapitän gesucht. Auf den Mannschaftsrat legt der Trainer großen Wert. Das ist auch sehr wichtig.

Seit Sommer 2015 bist du beim 1. FC Lok. Trotzdem sehen alle, wie sehr du dich schon mit dem FCL identifizierst. Wie kommt's?

Erst einmal ist es schön, so etwas zu hören. Ich denke, da ist jeder Typ anders. Ich fühle mich sehr, sehr wohl im Verein. Das ist die größte Säule. Mannschaft, Trainerteam Fans stimmen. Auch in der Stadt fühle ich mich sehr wohl. Dann geht das auch schneller.

Wie ist der Junge aus Südbrandenburg zum Fußball und später zum Nachwuchs des FC Energie Cottbus gekommen?

Ich habe beim ESV Lok Falkenberg mit sechs Jahren angefangen und bis zu den D-Junioren dort gespielt. Dann hab ich bei einem Sichtungsturnier in Schlieben in der Kreisauswahl Elbe-Elster gespielt und wurde in die Nachwuchs-Akademie in Cottbus genommen. Dort war ich von 2002 bis 2009 und hab 2009 das Abi gmacht. Dann ging es in die Zweite von Energie und schließlich war ich im letzten Jahr noch im Anschlusskader bei den Profis.

2011 ging es von der Lausitz nach Jena. Dritte Liga und auch ein DFB-Pokalspiel gegen Bayer Leverkusen. Was sind deine Erinnerungen an Thüringen?

Es waren schöne anderthalb Jahre, aber auch ereignisreiche. Ich habe viele Erfahrungen gesammelt. Ich war sehr jung damals und habe viel mitbekommen in der Zeit. Es gab öfter mal auf den Deckel. Damals sind wir 2012 aus der 3. Liga abgestiegen. Aber von dieser negativen Erfahrung habe ich viel mitgenommen. Dann wurde ich in der Regionalliga-Saison in der Winterpause aussortiert. Solche Sachen muss man erst einmal verarbeiten. Der Entwicklung meiner Persönlichkeit hat das aber geholfen.

Mit Jena warst du im September 2012 auch in Leipzig und in einem verrückten Spiel siegte Lok mit neun Mann 1:0. Für dich war es sicher nicht so schön …

Wir haben damals im Zentralstadion gespielt, ich war 90 Minuten auf dem Platz. Lok war zu diesem Zeitpunkt nicht gut. Nach der Niederlage gab es dann riesigen Zoff in Jena. Es war ein Grottenkick. Für mich war das damals ein relativ bescheidenes Erlebnis, das ist mir schon noch im Gedächtnis.

2013 bis 2015 ging es dann an den Leipziger Stadtrand zum SSV Markranstädt. Dort hast du im letzten Duell gegen den 1. FC Lok den 1:1-Endstand gemacht. Ein Bewerbungsschreiben an Heiko Scholz?

An das Spiel kann ich mich sehr gut erinnern. Aber der Kontakt war schon vorher da – also kein Bewerbungsschreiben. (lacht) Wir wollten Lok damals im Aufstiegskampf auf Distanz halten. Wir waren als Markranstädt damals nicht gut und machten mit Glück den Ausgleich und ich hab den Ball eben über die Linie gedrückt. Meine Spiele davor haben wohl den Ausschlag gegeben, dass sich die Lok-Trainer bei mir gemeldet haben.

Knapp anderthalb Jahre bist du jetzt in Probstheida. Was willst du bei der Loksche noch erreichen?

Erst einmal diese Saison frühzeitig den Klassenerhalt sichern. Nächste Saison eine schlagfertige Truppe haben, um einen Schritt weiter zu gehen, um eine bessere Rolle zu spielen. Wir müssen kontinuierliche Schritte machen. Ich weiß, wie das bei Traditionsvereinen manchmal ist – war ja in Jena, wie schnell Euphorie entsteht. Aber nichts sollte übereilt werden. Gerade der VfB/1. FC Lok hat schon viele Tiefschläge in der Vergangenheit hinnehmen müssen.

Ich würde gern noch länger hier spielen, weil es viel Spaß macht. Wenn ich 2020 in der 3. Liga - wie wir es vorhaben - vielleicht noch mitmischen darf, wäre das natürlich ein Ziel.

Noch ein Blick nach vorn: Was wünschst du dir für 2017?

Dass wir gut aus der Winterpause kommen. Aber dafür arbeiten wir auch jeden Tag. Das ist auch notwendig, weil wir keine Mannschaft sind, die jemanden mit links weghaut. Wir brauchen immer 100 Prozent, dann können wir auch die Großen ärgern. Natürlich wünsche ich mir, dass alle gesund bleiben, ich auch. Gesundheit ist das Wichtigste!

 
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