Andy Wendschuch trifft zum 1:1 in der 85. Minute gegen Barleben. (Foto: Bernd Scharfe)

Verein, Top3, Top7 | Mittwoch, 11. Mai 2016

"Ich fühle mich hier sehr wohl"

Aus dem BRUNO: Interview mit Andy Wendschuch

Nachfolgend gibt es das Interview mit Andy Wendschuch aus dem Stadionheft BRUNO vom 16. April 2016 gegen den FC International Leipzig zum Nachlesen:

Seit knapp vier Jahren ist der 28-Jährige in Probstheida am Ball. In dieser Saison zeigt er seine Torjäger-Qualitäten. Zweimal traf er bereits doppelt und im letzten Heimspiel gab es dann sogar einen Hattrick. Achso, nebenbei hat Andy Wendschuch auch noch einen Vollzeitjob.

Andy, du hast jetzt bereits zehn Tore erzielt (Stand am 10. Mai: 12 Tore), bekommt Djamal Ziane (Stand am 10. Mai: 17 Tore) langsam Angst um die interne Torjägerkanone?

Nee. Djamal und ich denken gleich. Uns ist relativ egal, wer die Tore schießt. Meine drei Tore gegen Cottbus habe ich ja von Djamal und Becks (Daniel Becker/d. Red) gut aufgelegt bekommen. Egal wer trifft, es wird ihm diese Saison leicht gemacht. Mit der Qualität in der Mannschaft spielen wir und auch mehr Chancen heraus. Wenn also mal zwei, drei Dinger daneben gehen, wird sicher die nächste Möglichkeit noch kommen.

Ein Knoten muss bei dir aber trotzdem geplatzt sein. In den 20 Spielen der aktuellen Saison hast du, wie schon erwähnt, zehn Tore erzielt. In allen vorherigen 60 Partien beim FCL seit 2012 hast du dreimal getroffen ...

Ich kann in dieser Mannschaft anders spielen und agieren. Früher war ich als defensiver Mittelfeldspieler wirklich viel in der Defensive gebunden, hab immer abgeräumt. Aber wenn ich da mal offensiver ran durfte, traf ich auch. Nur eben nicht so häufig. Diese Saison bekam ich den Ball aber ab und an mal so in den Rückraum gelegt, das ich nur noch einschieben musste – das bekomme ich hin und wieder auch hin. (lacht) Ich gehe aber auch nicht in ein Spiel rein und will unbedingt treffen. Wir wollen ja vor allem aufsteigen.

Die Qualität der Mannschaft ist bekanntlich richtig gut. Welchen Anteil hat dein Nebenmann im defensiven Mittelfeld, Hiromu Watahiki?

Wichtig ist neben der Qualität auch, dass wir uns trotzdem immer alles erarbeiten müssen. Wenn wir pressen und gleich draufgehen, erst dann können wir unsere Qualität auch ausspielen. Ich würde es auch nicht nur auf Hiro (Hiromu Watahiki/d.Red) beschränken. Auf alle Mittelfeldspieler kann ich mich verlassen. Du bist nicht allein für alles verantwortlich. Wenn einer mal nicht herausragend ist, übernimmt eben ein anderer die Verantwortung. Paule (Paul Schinke/d.Red) kannst du immer anspielen. Bei Becks und Hiro ist das genauso. Wenn wir 1:0 führen, dann legen wir auch noch zwei, drei nach. Das war in der vergangenen Saison anders.

Du bist 2012 zum 1. FC Lok gekommen. Zwei Jahre Regionalliga, jetzt das zweite Jahr Oberliga. Wie hat sich aus deiner Sicht das Team verändert?

Wir hatten nie schlechte Mannschaften. In der Regionalliga haben wir teilweise auch sehr guten Fußball gespielt. Seit Scholle (Trainer Heiko Scholz/d.Red.) da ist, wird es kontinuierlich immer besser und stabiler. Es geht Schritt für Schritt voran.

Was zeichnet den gesamten Verein 2016 im Gegensatz zu 2012 aus?

Seit das neue Präsidium da ist und auch das Trainerteam ist es auf jeden Fall besser. Bessere Strukturen wurden geschaffen und gleich zu Beginn eine drohende Insolvenz abgewendet. Als Mannschaft bekommst du die Entwicklung bei verschiedenen und auch kleineren Dingen mit: Die Ausrüstung wird besser, die Verpflegung, die Kabine renoviert. Viele kleine Sponsoren und Helfer haben viel getan. Als Spieler kann man sich dadurch natürlich dann auch besser vorbereiten.

Dein Leben besteht nicht nur aus Fußball. Du arbeitest in Vollzeit. Was tust du und wie sieht dein normaler Tagesablauf aus?

Ich arbeite beim BMW-Werk Leipzig im Bereich Prozessverbesserung. Zwischen 7:30 und 8 Uhr bin ich jeden Tag auf Arbeit, danach direkt zum Training. Vor 20 Uhr bin ich nicht daheim. Aber Fußball macht Spaß und deswegen ist das gar kein Problem. Wir sitzen auch nach dem Training oft noch länger zusammen oder gehen auch mal noch gemeinsam etwas essen. Das ist mir wichtig. Die Stimmung im Team ist gut – wir machen viel zusammen. Aber der Konkurrenzkampf ist trotzdem da. Ein Stammplatz ist nicht garantiert.

In Dresden bist du groß geworden. Über den CFC, Erzgebirge Aue und Budissa Bautzen ging es in die Messestadt. Was ist dein Lieblingsteam – natürlich neben dem 1. FC Lok?

Ich hab mich bei allen Vereinen, bei denen ich gespielt habe, wohlgefühlt. Wenn es überhaupt einen Lieblingsverein bei mir gibt, dann vielleicht der FC Bayern. Ich schaue mir gern Mannschaften an, die fußballerisch sehr weit sind, wo man sich etwas abschauen kann. Früher war das die spanische Liga, jetzt sind das in Deutschland natürlich vor allem die Bayern.

Direkte Freistöße, Volleyabschlüsse, Knaller aus der Ferne, Kopfbälle – oft zappelt der Ball im Netz. Ist das im Moment der beste Andy Wendschuch, den es je auf dem Rasen gab?

Ich würde eher sagen, es läuft gut und ich bin fit. Hauptsächlich liegt es daran, dass ich mich in der Mannschaft und im Verein wohlfühle. Sonst denke ich da gar nicht drüber nach. Wichtig ist bei einem Spiel immer, dass wir wirklich alles abgerufen haben, dann ist auch das Ergebnis zweitrangig.

Viele Fans haben in Sachen kurz ausgeführter Eckbälle ein Trauma, das reicht noch in die VfB-Zeit zurück. Eigentlich war so etwas immer eine Garantie für Gefahrlosigkeit. Gegen Cottbus II fiel allerdings genau mit diesem Mittel das 1:0. Ist es die Unberechenbarkeit, die den 1. FC Lok so gefährlich macht?

Wir trainieren verschiedene Varianten für verschiedene Standards. Allerdings gibt uns der Trainer auch Freiheiten. Wenn wir eine Idee haben, dann sollen wir das machen. Die erste Ecke gegen Cottbus sollten wir eigentlich direkt ausführen. Doch das Stellungsspiel des Gegners hat dann die kurze Variante möglich gemacht - und dann hat es ja auch geklappt. Unsere Quote bei Standards ist besser geworden, aber wir können noch vieles besser machen und müssen immer weiter arbeiten. Das macht gute Mannschaften aus.

 
/verein/news/detail/