Verein, Top3, Top7, U17/U16 | Donnerstag, 24. November 2016

Aus dem BRUNO: Die U16 des FCL im Fokus

B2-Junioren-Trainer Sebastian Möller spricht über seine Jungs!

"Und wenn ich sehe, wie die Jungs sich am Bahnhof nach dem Training mit Kopfnuss verabschieden, weiß ich, sie gehen den richtigen Weg."

Im Rahmen der Vorstellung unserer Jugendmannschaften steht heute U16-Trainer Sebastian Möller Rede und Antwort. Dabei erklärt uns der Schalke-Fan den Zusammenhang von Ernst Kuzorras Umkleideplatz in der Glück-Auf-Kampfbahn in Gelsenkirchen, Kopfnüssen und der Fortführung von Eric Eiselts Weg.

Sebastian, wie kamst du zum Fußball?
Angefangen habe ich 1986 eigentlich mit dem Schwimmen - von der Mutti aus (lacht)! Aber schon zwei Jahre später begann ich für sechs Jahre bei Rotation zu spielen. Danach lief ich sechs Jahre für MoGoNo und dann sechs Jahre für den BSV Schönau auf. Heute spiele ich für den BC Eintracht im Mariannenpark - aus Spaß, denn mit 37 merkt man, dass langsam Schluss ist.

Da drängt sich aber sofort die Frage auf, wie du Trainer bei der Loksche geworden bist?
Vor sechs Jahren lernte ich Eric (Eiselt/d.Red.) kennen. Das hat sofort funktioniert. Da „Eis“ gerade bei einem Fußballcamp von Mike Sadlo noch einen Mann brauchte, fragte er mich, ob ich mitmachen würde.Wir haben dann bei Olympia zwei Wochen zusammengearbeitet und da „Eis“ bei Lok noch einen Co-Trainer suchte, kam ich nach Probstheida. Das war ein großer Sprung und ich musste mich reintanken. Aber wir haben uns gut als Team entwickelt. Er war klarer Chef und ich habe extrem viel gelernt von ihm. Er war damals außerdem Co-Trainer der Herren. Auch nach dem Training haben wir privat noch oft und lang gesessen, uns über die Mannschaft unterhalten. Nach Erics tragischem Unfalltod im April war ich erst einmal aus der Fußballgeschichte raus. Herr Seydler hat mich dann zurückgeholt und mir den Trainerposten der U16 angeboten und ich habe angenommen.

Zur U16: Erkläre uns kurz, welche Spielidee deine Mannschaft umsetzen soll! 
Eigentlich führe ich Erics Credo fort. In engen Räumen viel miteinander und mit wenig Kontakten schnellen Fußball zu spielen...

…also der Schalker Kreisel in Probstheida?
(Lacht) Auch wenn ich auf Ernst Kuzorras Umkleideplatz gesessen habe: Ich bin mehr der defensive Typ, mehr der Italiener. Ich mag es, wenn wir kein Tror kassieren. Vorn bekommen wir immer unsere Chancen und Tore. Die Mannschaft hat unter „Eis“ immer nach vorn gespielt, oft Situationen aufgelöst und bei Bedarf neue Optionen gesucht. Du brauchst aber eine gute Mischung: Hauertypen, die sich nichts gefallen lassen, Techniker mit Ideen, solide Abräumer mit guter Spieleröffnung, schnelle Außenleute und Sechser, die den ganzen Rasen abgrasen.

Beschreibe uns bitte, wie die Mannschaft dies im Ligaalltag umsetzt!
Zur Zeit spielen wir in der Stadtliga. Es gibt aus meiner Sicht vielleicht drei Mannschaften, die mitspielen wollen. Ansonsten stehen wir elf Mann gegenüber, die ihr Tor beschützen. Das musst du aber trotzdem erst einmal machen und das Gewinnen ist kein Selbstläufer, wie die Tabelle zeigt. Ich fordere von meinen Jungs, dass sie es bis zum Schluss immer ordentlich machen. Auch bei klaren Siegen wie z.B. gegen Chemie und Schleußig, wobei ich es gut fand, dass diese Teams immer versucht haben, mitzuspielen und ein Tor zu erzielen. Die in der Tabelle vor uns liegenden, stehen meist nur hinten drin, schlagen lang nach vorn. Sie lauern in ihrer Hälfte und warten auf Konter. Wir sind in der Liga gezwungen, jedes Spiel zu machen. So muss sich der FC Bayern in der Bundesliga fühlen: Du musst, du musst, du musst...Letztlich bringt uns die Stadtliga aber im Hinblick auf das nächste Jahr (Landesliga) nicht weiter.

Welche Möglichkeiten hast du, der Verein, diesem Problem zu begegnen?
Das Ziel muss sein, dass die B2 höherklassig spielt, da in der Landesklasse mehr Fußball gespielt wird. Eine aktuelle Möglichkeit ist der Sachsenpokal, wo wir gegen den Landesligisten VFC Plauen im Achtelfinale stehen. Eine andere sind Leistungsvergleiche. Den letzten spielten wir in Dresden. Dabei gewannen wir 1:0 gegen Rot-Weiß-Erfurt, 2:0 gegen Borea und führten bis kurz vor Schluss 1:0 gegen Dynamo, bevor wir noch zwei  Tore kassierten.

Worauf müssen sich deine Jungs denn bei diesen, definitiv anders agierenden Mannschaften einstellen?
Dort können wir ein 4-2-3-1-System spielen, also sehr variabel, auf Angriff, so wie z.Z. auch Schalke (lacht). Wenn du diesen spielstarken Mannschaften auf den Kranz gehst, sie mit fünf Mann, die aus dem Mittelfeld nachschieben und sie permanent unter Druck setzen, hast du eine Chance. Die Gegner sind mit uns nicht zurecht gekommen. Ich gebe den Jungs aber immer Optionen: Es kann auch mal ein Fehler passieren. Zur Not auch einmal den Ball ins Seitenaus oder nach vorn schlagen, damit ein verunglückter Ball nach hinten keine Gefahr bringt. Für mich gilt dann: zuerst Sicherheit, Ordnung wiederfinden, eigenes Tor beschützen. Und nach vorn geht immer was. Die Ausbildung bei Lok ist technisch und spielerisch so gut, dass wir immer vier, fünf Chancen haben. Und nutzt du diese Chancen, gewinnst du diese Spiele!

Wo siehst du den aktuellen Leistungsstand unserer U16?
Ein großer Teil der Mannschaft ist schon seit Jahren zusammen. Zu Beginn der Saison sind aber Spieler zu Rot-Weiß Erfurt, dem HFC und RB gegangen. Wir konnten aber auch Spieler von RB und Rotation für uns gewinnen, so dass wir eine starke Truppe haben. Außerdem muss man wissen, dass ja schon ein Teil der 2001er – Butzke, Schwarzlose, Wagner, Köhler, Pistol und Park, – in der B1 spielen. Ich gebe auch regelmäßig Spieler an die B1 im Training hoch. Auch die wollen sich in die Mannschaft reintanken. Mein Ziel ist es, dass so viele als möglich den Sprung in die Landesliga schaffen. Für unseren Leistungsstand spricht z.B., dass die Erfurter nach dem Turnier in Dresden uns für einen Leistungsvergleich anfragten. Der Erfurter Trainer sagte, er mag unsere Spielweise, das Dagegenstellen, die Respektlosigkeit vor Namen. Wir müssen viel Laufarbeit gegen solche Gegner betreiben, können aber bestehen. Als Team, als eingeschworene Truppe, können wir auch in höheren Ligen bestehen.

Wenn man die Begeisterung für deine Mannschaft hört, spürt man den Zusammenhalt deiner Jungs förmlich. Wie wichtig ist dir dieser Punkt?
Das ist ein ganz großes Thema bei mir. Die Jungs sollen sich gut verstehen. Ich möchte, dass die ganze Mannschaft zusammenhält. Klar gibt es auch mal Reibereien. Aber wenn ich sehe, dass in Grimma (Landespokalsieg) die ganze Mannschaft, auch der Torwart, aus 70 Metern Entfernung zum Torschützen über den Platz läuft,  weiß ich, dass alles in Ordnung ist. Das ist das Wichtige: Wenn du als Mannschft funktionierst, bist du schwer zu bespielen. Ich hoffe, dass nächstes Jahr so viele als möglich noch dabei sind und wir die Leute halten können. Aber unsere Mannschaft ist ziemlich vereinstreu. Viele Spieler sind hier wieder glücklich geworden und haben ein hohes Niveau erreicht.

Die Jungs haben also eine Identifikation mit dem Verein?
Auf jeden Fall! „Eis“ war ein Vorbild für die Mannschaft. Er war Lok. Und die Kids brauchen solche Identifikationsfiguren. Die Bedingungen sind nicht optimal: wir teilen uns eine Halle, haben einen Hartplatz statt Kunstrasen, halten aber mit Kampfgeist und Zusammenhalt dagegen.

Da sind 20 Jungs, die sagen: „Ich treffe mich mit 19 Kumpels, bei meinem Verein!“ Und wenn ich sehe, wie die Jungs sich am Bahnhof nach dem Training mit Kopfnuss verabschieden, weiß ich, sie gehen den richtigen Weg.

 
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