Die Dienstag Saunarunde

Aus dem BRUNO: Lok-Legenden unter sich

Nachfolgend lesen Sie einen Text von Karl Drößler und Thomas Barth aus dem Stadionheft BRUNO vom 28. August 2015:

Einer von vielen Dienstagnachmittagen: Im Saunaofen glühen die Kohlen. Das Thermo­meter zeigt Temperaturen um die 105 °C an. Von den nackten Körpern der Besucher, die alle im Alter zwischen 70 und 80 Jahren sind, perlt der Schweiß. Die berechtigte Hoffnung, dass das Schwitzen ihrer Gesundheit gut tut, lässt sie – wenn auch meist über die Hitze stöhnend – ihr Programm durchhalten.

Langeweile kommt in diesen drei Stunden des Zusammenseins selten auf. Immer gibt es etwas zu erzählen und oft wird dabei tief in die Kiste der gemeinsam verlebten Vergangenheit gegriffen. Obwohl sich fünf der aktuellen Saunierer – Henning Frenzel, Peter Nauert, Wolfram Löwe, Manfred Geisler und Karl Drößler – seit mehr als 50 Jahren kennen, finden sie immer noch Spaß am gemeinsamen Rückerinnern. Sie alle waren über viele Jahre hinweg Stammspieler der einst so renommierten Vereine SC Rotation und SC Lokomotive Leipzig, die später zum 1. FC Lok (Heimstätte Bruno-Plache-Stadion) und zur BSG Chemie (Heimstätte Alfred-Kunze-Stadion) umformiert wurden. Die Runde wird durch den erst 58-jährigen aber schwer verletzten und deshalb nicht mehr aktiven Andreas Bornschein komplettiert.

Nicht vergessen sind auch die zu dieser Generation gehörenden aber leider schon vor einigen Jahren verstorbenen Sportfreunde Arno Zerbe und Manfred Barth, die beide lange und sehr aktiv in der Alten Herren gespielt haben, sowie die schon seit längerem aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr an unseren Unternehmungen beteiligten Dieter Fischer, Dieter Engelhardt und Joachim Künzel. Manfred Barth ist uns an diesen Dienstagen besonders nahe, denn er, der gelernte Zimmermann, hat uns die Sauna ausgebaut und so die Erholung im hauseigenen Dampfbad erst ermöglicht.

Die bisher genannten Sportler, zu denen noch Rainer Trölitzsch, Michael Faber, Werner Gase, Peter Gießner – alle schon verstorben – aber auch Jürgen Naumann sowie Volker und Christoph Franke zählten, haben von 1963 an, die Qualität des Fußballs in der DDR mitbestimmt. Wenn auch zahlenmäßig nicht immer so erfolgreich wie erhofft, waren sie doch ganz ohne Zweifel der internationalen Konkurrenz – auch aus dem westlichen Teil Europas – technisch und athletisch ebenbürtig. Hier in Probstheida wurde in dem Jahrzehnt zwischen 1960 und 1970 der Grundstein zu einem der erfolgreichsten Fußballschwerpunkte gelegt.

Eine starke Nachwuchsabteilung, in der eine ganze Reihe der ehemaligen Spieler als Übungsleiter tätig waren sorgte für eine junge Spielergeneration, die 1987 mit dem Einzug in das Europacup-Endspiel gegen Ajax Amsterdam zwar 0:1 verlor, aber den Beweis erbrachte, in der europäischen Spitze angekommen zu sein. Müller, Kreer. Zötzsche, Bredow, Liebers, Kühn, Edmond, Marschall und Scholz (gegenwärtig Trainer der Loksche) sind in Probstheida groß geworden und haben ihrerseits dafür gesorgt, dass man mit Hochachtung vom 1. FC Lok sprach.

Die Erinnerung macht uns alle stolz und lässt uns von höherklassigem Fußball träumen. Warum soll es denn nicht gelingen, mit unseren Talenten und der Tradition Stück für Stück nach oben zu kommen. Unser treuer Anhang, der ohnehin keine Wunder erwartet, würde es der Mannschaft danken. Seit zwei Wochen läuft die Fußballsaison 2015/2016, und wir wollen die Gelegenheit nicht versäumen, dem Präsidenten ­Jens Kesseler, seinem Vorgänger Heiko Spauke, und dem gesamten Führungsgremium dafür zu danken, dass sie den Ehemaligen das Gefühl zurückgegeben haben, fest in ­den 1. FC Lokomotive eingebunden zu sein.

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