"Der Kontakt nach Leipzig ist nie abgebrochen"
BRUNO-Interview mit Abwehrmann Ronny Surma
Im Winter kam Ronny Surma zurück zum 1. FC Lok. Bereits in der Regionalliga-Rückrunde 2012/2013 spielte der gebürtige Dresdner beim Ersten Deutschen Meister. Schon zweimal übernahm er im März 2015 das Kapitänsamt von Markus Krug, als der krank bzw. gelbgesperrt fehlte. Im Stadionheft BRUNO gegen Union Sandersdorf sprach der 26 Jahre alte Innenverteidiger über seine Karriere.
Ronny, du bist nach anderthalb Jahren von der zweiten Mannschaft von Hannover 96 nach Probstheida zurückgekehrt. Wieso bist du ursprünglich dahin und warum nun wieder beim FCL?
Als ich damals im Januar 2013 bei Lok unterschrieben hatte, war eigentlich schon klar, dass es vorerst nur das halbe Jahr werden wird. Einfach weil die wirtschaftliche Lage des Vereins sehr angespannt war. Meine Verpflichtung sollte einzig dazu beitragen, das Ziel Klassenerhalt so schnell wie möglich zu realisieren, was uns am Ende erstaunlich früh gelang. Nach der Saison 2012/2013 ging die Suche dann wieder weiter: Wo kann ich meine Laufbahn fortsetzen? Mein Berater kommt aus der Region Hannover und hatte damals eine Anfrage von 96: Ob er nicht einen Verteidiger über 23 habe. Dann fiel die Entscheidung des Vereins nach reichlicher Überlegung zu meinen Gunsten aus und ich habe mich der Herausforderung gestellt. Aber ich muss ehrlich sein: Hannover ist nie wirklich zu meiner Heimat geworden in den anderthalb Jahren, die ich da verbracht habe. Der Kontakt nach Leipzig ist trotz der ganzen Veränderungen nie abgebrochen und so wurde im Winter über eine mögliche Rückhol-Aktion gesprochen … das Ergebnis ist bekannt. (lacht)
Hannover hat dir bei deinem Wunsch zu wechseln, keine Steine in den Weg gelegt?
Überhaupt nicht. Ganz im Gegenteil: In einem Gespräch wurde mir klar gemacht, dass man mich gern behalten würde, aber wenn ich mich dazu entscheide, eine Veränderung vornehmen zu wollen, würde man das akzeptieren und mich gehen lassen .
Welche Unterschiede bestehen zwischen der Regionalliga Nord und dem Fußball hier im Nordosten?
Solche Unterschiede gibt es gar nicht. Fußball wird in beiden Staffeln gearbeitet. Klar ist auch, dass es in jeder Liga und Staffel Mannschaften gibt, die mehr oder auch weniger Fußball spielen. Da brauch man nur die zweiten Mannschaften der Profis als Beispiel nehmen Die sind fußballerisch natürlich besser ausgebildet als manch anderer Verein, die dann eher über Ehrgeiz und Kampf kommen
Hattest du als Spieler der zweiten Mannschaft Kontakt zu den Bundesligastars?
Wirklich Kontakt zu den Profis gab es in Hannover nicht. Wir haben hin und wieder Trainingsspielchen bestritten, wo sich jeder Spieler mal dem Bundesligatrainer beweisen konnte. Aber ansonsten war der Kontakt zu den Stars eher weniger vorhanden.
Als Fußballer bist du zumindest in Mittel- bzw. Norddeutschland gut rumgekommen, warst bei Dynamo, bei Babelsberg, bei uns, in Lotte und nun auch in Hannover. Warum bist du nirgendwo sesshaft geworden?
Als Fußballer ist es schwer, wirklich sesshaft zu werden. Es liegt ja nicht nur an einem selbst sondern es spielen noch andere Faktoren eine Rolle. Manche Verträge laufen aus und werden nicht verlängert oder man wechselt den Verein und kommt dann da nicht so wirklich zum Zug, aus was für Gründen auch immer. Aber das bringt dieses Geschäft einfach mit sich
Wann, wo und warum hast du mit Fußball spielen angefangen und gab es nie eine andere Sportart, die dich gereizt hat?
Als ich sechs Jahre alt war, haben mich meine Eltern gefragt „Fußball oder Tennis?“. Für meine Eltern war klar, dass ich einfach Sport machen muss, da wir eine sehr sportlich veranlagte Familie sind. Als junger Bursche habe ich damals einfach „Fußball“ geantwortet. Und schon war ich am nächsten Tag bei Dynamo Dresden angemeldet. Da hab ich dann alle Jugendmannschaften bis hoch zur ersten Männermannschaft durchlaufen.
Was macht für dich als Fußballer ein gutes Match aus?
Begeisternden Fußball spielen! Wenig Kontakte, gutes Kurzpassspiel, viele Torchancen. Aber wenn am Ende das Resultat nicht stimmt, bringt das alles wenig. Fußball ist immer noch ein Ergebnissport, daher habe ich auch nix dagegen, auch dreckige Siege einzufahren wie zum Beispiel der Sieg bei Schott Jena.
Beim letzten Heimspiel gegen Neugersdorf bist du schon im vierten Spiel nach deiner Rückkehr als Kapitän aufgelaufen …
Ich versuche mit meiner Erfahrung der Mannschaft zu helfen und hier genauso eine Führungsrolle zu übernehmen, wie ich das bei Hannover 96 gemacht habe. Auf dem Trainingsplatz gebe ich mein Bestes und versuche mich darüber anzubieten Alles andere entscheidet der Trainer. Aber es war schon eine Ehre für mich als Kapitän aufzulaufen.
Viele sagen, die Mannschaft, die am Ende der Saison 2012/2013 auseinanderfiel, hätte im Jahr darauf möglicherweise um den Aufstieg in die 3. Liga mitgespielt. Was denkst du, wie viel Potential in dieser Truppe mit Leuten wie Spahiu, Grandner, Gäng oder Theodosiadis gesteckt hat?
„Um den Aufstieg gespielt“ ist, denke ich, zu viel gesagt. Aber wir hätten uns sicherlich im Mittelfeld der Regionalliga festsetzen können. Wir waren einfach eine sehr verschworene Truppe, die alle an einem Strang gezogen haben Sowohl auf als auch neben dem Platz.
War der Zusammenbruch der Mannschaft für dich auch ein Grund, den Verein nach nur einem halben Jahr wieder zu verlassen?
Die wirtschaftliche Lage war damals nicht einfach und daher glaube ich, dass es auch nicht zu verhindern war, dass diese Mannschaft auseinander gebrochen ist.
Du bist bei Dynamo groß geworden, hast in Babelsberg gespielt, nun bei Lok: Hast du einen Fetisch für Traditionsvereine mit gewissen Problemen?
Da hab ich schon Einiges durch, das stimmt. Also, dass es mal langweilig geworden ist, kann ich jedenfalls nicht behaupten. (lacht)