"Der Derbysieg war überragend"
BRUNO-Interview mit Stürmer Felix Brügmann
Aus dem Stadionheft BRUNO vom 10. März gegen den FC Schönberg:
Vor der Saison wechselte Felix Brügmann vom Altonaer Fussball-Club 93 zum FCL. Für seine Leistungen in der Hansestadt wurde ihm im September 2016 der Titel Hamburgs Amateurspieler des Jahres 2016 verliehen. Auch beim 1. FC Lok hat er seinen Torriecher bereits bewiesen: Vier Regionalliga- und fünf Pokaltreffer bislang. Im BRUNO-Interview spricht der 24-Jährige über seine fußballverrückte Familie, das Leipziger Derby und die besondere Abendstimmung im Bruno-Plache-Stadion.
Ein Nordlicht in Mitteldeutschland. Seit gut acht Monaten bist du jetzt hier. Schon eingelebt? Gibt es Lieblingsplätze? Was vermisst du?
Eingelebt habe ich mich auf jeden Fall. Mit meinem Bruder wohne ich zusammen in Halle. Also bin ich in der fußballfreien Zeit auch häufiger in Halle als in Leipzig. An den bekannten Orten vor allem in der Innenstadt war ich natürlich schon. Aber es gibt noch viel zu sehen. So richtig Sehnsucht hab ich nicht. Die Nähe zum Meer fehlt mir etwas. Und die Franzbrötchen in Hamburg sind unschlagbar. (lacht)
Dein älterer Bruder Florian ist bei Drittligist Halle aktiv und hat dich in die Region gelockt. Wie läuft es in der Brüder-WG?
Meistens läuft’s sehr harmonisch in der WG. Wir haben ein entspanntes Verhältnis. Gestritten wird manchmal, wer das Essen zubereiten soll. (lacht) Ab und an kann er auch sehr streng sein, gerade in Sachen Ordnung. Aber das schult und so bekomme ich einiges mit auf den Weg.
Bei eurem Heimatverein SSV Güster in Schleswig-Holstein spielt dein anderer Bruder Frederik, Trainer ist Vater Uwe. Eigentlich eine überflüssige Frage. Dennoch: Wie bist du zum Fußball gekommen?
In der Tat bin ich über meinen Vater und den Heimatverein zum Fußball gekommen. Meine ersten Ballberührungen habe ich bereits im Alter von drei Jahren gemacht. Damals haben wir auf einem alten Bauernhof gewohnt. Meine Brüder und ich hatten dort eine Art Fußballplatz hinterm Haus. Den haben wir natürlich auch kräftig genutzt.
Hattest du vor deiner Ankunft in der Messestadt schon einmal vom 1. FC Lok gehört. Wie gefällt es dir eigentlich so im Verein?
Wenn man sich mit Fußball beschäftigt, kennt man Lok Leipzig. Mir gefällt es sehr gut hier. Besonders die dynamische Fankultur. Es ist immer eine super Stimmung, aber es wird auch mal ein kritisches Auge auf die Leistungen geworfen. So ist das richtig!
Du hast DAS Spiel in dieser Stadt bereits miterlebt – ab der 99. Minute. Dein persönlicher Rückblick auf den Derbysieg bei der BSG Chemie im vergangenen November in Leutzsch ...
Da muss ich wirklich sagen: Das war echt ein Gänsehautgefühl, schon bei der Platzbegehung. Wir wurden natürlich auch von gegnerischen Fans beleidigt. Es hat dann schon gereizt, gegen den Ball zu treten. Für mich war das neu. So hatte ich das noch nicht erleben dürfen. Dann noch dieser Ausgang: Das war überragend. Eindeutig was für die Geschichtsbücher.
Abendspiele im Bruno-Plache-Stadion scheinen dir zu liegen. Deine beiden bisherigen Heimtore in Probstheida hast du an solchen Abenden erzielt. Gegen Nordhausen war es der Siegtreffer, gegen Viktoria Berlin der 2:2-Endstand. Woran liegt's?
Eigentlich ist mir die Uhrzeit relativ egal. Ich glaube nicht, dass mir eine bestimmte Zeit besser liegt. Flutlichtspiele sind aber natürlich immer besonders. Es ist ein anderes Gefühl, eine andere Atmosphäre.
Djamal Ziane war der Toptorschütze des FCL in der vergangenen Saison. Trotzdem hast du den Schritt hier her gewagt und kommst oft von der Bank. Wie siehst du deine aktuelle Situation?
Jeder Spieler möchte das Prädikat Stammspieler besitzen. Diese Konkurrenz um die Plätze steigert natürlich auch die Leistungen der Mannschaft. Derzeit bin ich in der Rolle des Jokers. Damit muss ich mich abfinden. Ich gebe aber in jedem Training Gas und wenn der Trainer entscheidet, mich von Beginn an zu bringen, bin ich bereit.
Heiko Scholz spricht immer davon, dass er 15, 16 Stammspieler hat. Hilft dir so eine Aussage?
Der Erfolg spricht für den Trainer und diese Aussage sorgt natürlich auch für Motivation. Jeder hat seine Chance, wenn er sich voll reinhängt.
Warum muss sich der 1. FC Lok keine Sorgen um den Klassenerhalt machen?
Weil wir schon eine Menge Punkte geholt haben. Wir sind eine intakte und gute Mannschaft. An guten Tagen können wir jeden Gegner schlagen. Auch kämpferisch haben wir eine starke Einstellung.
Warum spielt der 1. FC Lok in der kommenden Saison im DFB-Pokal?
Weil wir dieses Jahr eine riesige Chance haben, im DFB-Pokal zu spielen. Unser Gegner im Halbfinale ist machbar. Aber natürlich unterschätzen wir Bischofswerda nicht. Als Underdog gegen einen Drittligisten werden wir im Finale noch Extra-Prozente aus uns rausholen.
Wo siehst du dich in fünf Jahren? Variante A: Mit Fußball & Variante B: Ohne Fußball
Mir wäre Variante A natürlich lieber. Ich bin noch im jungen Fußballeralter und noch lange nicht am Ende mit meiner Entwicklung. Ich will den Sprung in die 3. Liga schaffen. Wenn das mit Lok funktioniert, wären das natürlich zwei Fliegen mit einer Klappe! Für die Variante B studiere ich und würde dann mit meinem Bachelor in Sportmanagement dem Sport in anderer Funktion erhalten bleiben.