Verein, Top3, Top7 | Sonntag, 23. Juni 2019

JÜDISCHE SCHICKSALE BEIM VFB LEIPZIG

Wir erinnern an Gyula Kertész und Alfred Glaser

Vom 23. bis 30. Juni findet in Leipzig die "Jüdische Woche" statt. Bei vielfältigen Veranstaltungen können die Besucherinnen und Besucher in jüdisches Leben und Kultur eintauchen.

Aus diesem Anlass wollen wir hier an die Schicksale zweier jüdischer Mitglieder beim VfB Leipzig erinnern.

Gyula Kertész war ein ungarischer Fußballspieler und -trainer jüdischer Herkunft, der 1932 zum VfB Leipzig wechselte, wo er jedoch aus „finanziellen Gründen, hervorgerufen durch die wirtschaftliche Notlage“ des Vereins am 15. Mai 1933 entlassen wurde, wie es hieß im beiderseitigen Einvernehmen.

Dies scheint in Anbetracht der sonstigen Entwicklungen im VfB nicht wirklich glaubhaft, denn nach Beginn der "Gleichschaltung des Sports" in Deutschland Ende März 1933, als der Prozess der Vereinheitlichung des gesamten gesellschaftlichen und politischen Lebens in der Machteroberungsphase des nationalsozialistischen Deutschlands eingeleitet wurde, waren die Probstheidaer einer der ersten Vereine, die dies rigoros durchsetzten.

Auf Grund seiner jüdischen Herkunft konnte er fortan in Deutschland nicht mehr als Trainer arbeiten. Kertész emigrierte 1938 in die USA und war dort in der Schallplattenindustrie tätig . Gyula Kertész lebte mehr als vier Jahrzehnte in den Vereinigten Staaten und kehrte nie wieder nach Europa zurück. Er verstarb am 01.05.1982 94-jährig in New York City.

Alfred Glaser wurde 1914 geboren und schnürte schon im Kindesalter seine Schuhe für den VfB Leipzig. Eine Karriere in der ersten Herrenmannschaft sollte ihm jedoch nicht vergönnt sein. Als verfolgter Jude floh Glaser 1938 nach Holland, wo er sieben Jahre interniert war, ehe er nach Israel auswandern konnte. Seinen Familienangehörigen war die Flucht nicht möglich. Sie wurden von den Nazis deportiert und ermordet. 

Einzig seinem jüngsten Bruder Martin, seiner Schwester Johanna und deren Tochter Edith gelang es, sich nach Kolumbien abzusetzen, wo man wieder mit Alfred zusammenkommen wollte. Aus nicht vollständig geklärten Gründen kehrten sie jedoch 1938 zurück nach Europa, genauer gesagt nach Belgien und Frankreich, wo man sie 1942 verhaftete, später nach Auschwitz deportierte und ermordete. 

Weitere Angehörige fanden in den Vernichtungslagern in Bełżec, Treblinka und Sobibór den Tod. Einzig Alfred überlebte den faschistischen Terror.

Er kehrte im Laufe seines Lebens noch dreimal nach Leipzig zurück, erhielt 1992 seine von den Nazis aberkannte Staatsbürgerschaft zurück und wurde zum Ehrenmitglied der Öffentlichen Handelslehranstalt zu Leipzig ernannt. Er verstarb in seinem Wohnort Kfar Monash in Israel.

Wir heutigen Mitglieder des Vereins tragen keine Schuld an diesen Schicksalen. Wir stehen aber in der Verantwortung alles dafür zu tun, das Ausgrenzung und Intoleranz nie wieder eine Chance beim 1. FC Lok bekommt.

Link zur "Jüdischen Woche": https://www.leipzig.de/freizeit-kultur-und-tourismus/veranstaltungen-und-termine/jubilaeen-und-festivals/juedische-woche/#c81702

 

 

 
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