Verein, Top3, Top7 | Donnerstag, 28. Februar 2019

DER COOLSTE APOTHEKER DEUTSCHLANDS

Wirtschaftsratsmitglied und Sponsor Dr. Michael Heinisch im Interview

Hinter den Kulissen des 1. FC Lokomotive Leipzig agieren viele Menschen mit einem großen blau-gelben Herz. Einer davon ist Dr. Michael Heinisch. Der 56-jährige ist mit seiner Germania Apotheke in Erfurt bekennender Sponsor. Seit Neuestem ist er auch Teil des Wirtschaftsrates und sorgt dafür, dass unsere "Loksche" auf dem richtigen Gleis in Richtung Zukunft dampft.

In Interview spricht Dr. Michael Heinisch über unseren Klub und über sein spannendes Tun als Apotheker.


Im April 2013 sind Sie beim 1. FC Lok als Sponsor eingestiegen. Damals standen die Blau-Gelben auf einem Abstiegsplatz in der Regionalliga und wenig später ging es tatsächlich in die Oberliga. Warum engagierten Sie sich ausgerechnet zu jenem Zeitpunkt?

Ich unterstütze die Mannschaft bereits seit 2006 mit allen Dingen, die man aus der Apotheke braucht, d.h. Salben, Tabletten usw.  Aber im Jahr 2013 war klar, dass sich der Verein finanziell übernommen hatte und kurz vor dem Abgrund stand. Es kam darauf an zu klotzen statt zu kleckern. Ich hätte es mir ehrlich gesagt nicht verziehen, wenn Lok endgültig in die Brüche gegangen wäre und ich hätte helfen können dies zu verhindern. Seitdem finde ich mich als Sponsor im Vorderfeld wieder und bin gleichzeitig eng an die Mannschaft und das Trainer- und Funktionsteam gerückt. Gut befreundet bin ich seitdem mit Zimbo – einem Urgestein, wie es sich jeder Traditionsverein nur wünschen kann.


Als gebürtiger Leipziger und Lok-Fan haben Sie doch sicher auch den einen Moment im Fanleben, der noch etwas heller leuchtet als alle anderen. Welcher wäre das bei Ihnen?

Wenn es auf den einen Moment ankommt, ist das zweifellos das legendäre Elfmeterschießen gegen Bordeaux mit dem entscheidenden Schuss von Rene Müller. Ich stand auch noch hinter dem Tor, auf das geschossen wurde. Das war Ekstase pur. Wer das miterlebt hat, vergisst es sein Leben lang nicht.

Andere schöne Momente gab es natürlich auch. In Berlin habe ich zwei FDGB-Pokalsiege miterlebt. Und in neuerer Zeit sind die Ortsderbys in Leutzsch zu nennen, die wir mit schöner Regelmäßigkeit mit 1:0 gewinnen.


Die Germania-Apotheke ist bekanntlich in Erfurt und 2013 versprachen Sie sich bei Ihrem Einstieg vor allem, dass andere Ihrem Beispiel folgen. Wie sieht Ihre Bilanz nach reichlich fünf Jahren aus?

Zunächst ist zu sagen, dass mein Engagement auch in Erfurt durchaus Resonanz findet. Das liegt nicht zuletzt an meiner Werbebande hinter dem Tor, die regelmäßig im Fernsehen gezeigt wird.

Als Multiplikator habe ich es aber nicht leicht. Seit dem Ende der Schulzeit wohne ich nicht mehr in Leipzig und habe deshalb hier kein Netzwerk. Und weiter entfernt von Leipzig habe ich es bisher nicht vermocht, weitere Sponsoren für Lok zu begeistern, die einen massiven und nachhaltigen Beitrag leisten.

Sportinteressierte Ansprechpartner engagieren sich z.T. in anderen Sportarten oder sind im Einflussbereich anderer Clubs wie Erfurt, Jena, Dresden oder Magdeburg lokalisiert, so dass ein Engagement für Lok dort auf Unverständnis oder auch Unmut stoßen könnte. Momentan habe ich durch meinen Beruf allerdings wenig zeitliche Freiräume, um mich intensiv um diese Sachen kümmern zu können. Aber vielleicht habe ich ja indirekt einige Dinge angestoßen, von denen ich gar nichts weiß.


Auf dem Weg der Professionalisierung des 1. FC Lok ist das Sponsoring ein wichtiger Baustein. Wohin bewegt sich der FCL in diesem Bereich?

Das Engagement von ETL ist überragend und auch maßgeblich dafür verantwortlich, dass wir derzeit sportlich und auch in der Infrastruktur einen großen Schritt machen können.

Für eine nachhaltige Entwicklung sehe ich aber noch große Reserven, die Last auf möglichst viele starke Schultern, d.h. Großsponsoren, zu verteilen.


Diese Saison war bislang reich an Höhen und Tiefen. Was sagt der Lok-Fan Michael Heinisch zur sportlichen Situation?

Am Anfang der Saison waren die Erwartungen groß. Auch ich glaubte an eine lineare positive Entwicklung. Stattdessen kam ein unerklärlicher Leistungsknick, der auch das Aus für das Trainerteam bedeutete.

Björn hat die Mannschaft zunächst stabilisiert und nachgewiesen, dass er weit mehr ist als eine Zwischenlösung. Das Selbstbewusstsein kehrte zurück und wir haben wieder das Mittelfeld erreicht. In der Rückrunde können wir hoffentlich den Fußball spielen, der von diesem Kader von Anfang an erwartet wurde.

Nun hoffen wir, dass wir im Landespokal etwas reißen können und in der nächsten Saison tatsächlich ganz vorn mitspielen. Das wird allerdings extrem schwer. Wir werden es vermutlich mit Erfurt, Nordhausen und diversen Berliner Mannschaften zu tun haben. Außerdem kann es sein, dass wir unerwünschten Besuch aus der 3. Liga bekommen.


Sie bieten in Ihrer Apotheke spezielle Dienstleistungen an, die man nur recht selten findet. Welche sind das?

Wir stellen in einem Sterillabor Infusionen zur Krebstherapie her, die für jeden Patienten individuell dosiert und frisch zubereitet werden. Das ist eine extrem anspruchsvolle Aufgabe, die die Struktur und Logistik in unserer Apotheke ganz maßgeblich bestimmt. Diese Ausrichtung verschafft mir andererseits eine tiefe Befriedigung, Teil des Behandlungsteams für schwerkranke Patienten zu sein. In der Krebstherapie hat es in letzter Zeit deutliche Fortschritte gegeben, die wir in vielen Fällen auch an unseren Patienten miterleben können.


Wie wir hörten, haben Sie auf diesem Gebiet langjährige Verträge mit sehr großen finanziellen Volumina ausgehandelt. Was war das genau?

Ich engagiere mich auf diesem Spezialgebiet der Infusions-Zubereitungen berufspolitisch. Viele Fragestellungen sind derartig spezifisch und komplex, dass es nur wenige Fachleute mit einem tiefen Wissen dazu gibt.

Deshalb habe ich in den vergangenen 15 Jahren regelmäßig in Berlin an Verhandlungen des Deutschen Apothekerverbandes mit dem Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenkassen teilgenommen. Es ging um die Art und Weise unserer Arbeit und die Honorierung.  Jeder Vertragsabschluss hatte unmittelbare Auswirkungen auf alle Kollegen in ganz Deutschland mit diesem Fachgebiet.

In der Delegation der Apotheker war ich der einzige Fachmann, ansonsten kamen nur Juristen und Funktionäre mit. Deshalb trug ich eine immense Verantwortung und habe entsprechenden Einsatz bei den Verhandlungen und deren Vorbereitung gezeigt. Das alles lief natürlich parallel zu meinen Aufgaben als Apothekenleiter. Im vergangenen Jahr konnte ich allerdings den Staffelstab an einen jüngeren Kollegen weitergeben.


Privat sind Sie sehr reiselustig, haben schon über 50 Länder bereist und engagieren sich ehrenamtlich in Nepal. Können Sie dazu etwas mehr sagen?

Ich möchte nach Möglichkeit viele Regionen der Welt mit ihren Menschen, Kulturen und Landschaften kennenlernen. Limitierend ist, dass ich mich zumeist nicht mehr als 2 Wochen am Stück aus meiner Apotheke entfernen kann.

In letzter Zeit habe ich Afrika für mich entdeckt. Beispielsweise habe ich in Mali am Ufer des Niger gezeltet, in Libyen eine totale Sonnenfinsternis erlebt, in Tansania den Kilimandscharo bestiegen, in Rwanda aus nächster Nähe Berggorillas beobachtet und auf Madagaskar einer Totenumbettungszeremonie beigewohnt, bei der ein ganzes Dorf sturzbetrunken war und ausgelassen gefeiert hat.

Meine eigentliche Passion ist jedoch Nepal. Kurz nach der Wende unternahm ich zusammen mit meinem besten Freund eine Trekkingtour, bei der wir ohne Träger und ohne Führer bis zum Basislager des Mount Everest auf 5500 m Höhe geklettert sind. Seitdem bin ich fasziniert von diesem Land mit seiner bombastischen Natur und seinen überwältigend freundlichen, bescheidenen und hart arbeitenden Menschen. Allerdings gehört Nepal nach wie vor zu den ärmsten Ländern der Welt.

Mittlerweile bin ich als engagiertes Mitglied in der Deutsch-Nepalischen Hilfsgemeinschaft aktiv: https://www.dnh-stuttgart.org

Wir engagieren uns im Bildungs- und Gesundheitssektor und haben vor Ort ein kompetentes und verlässliches Team aus Einheimischen, die das Vorschlagsrecht haben, wie unsere Hilfe genau adressiert wird. Deshalb können wir sicher sein, dass unsere Hilfe genau da ankommt, wo sie gebraucht wird.

Wir finanzieren unsere Hilfen ganz überwiegend durch Spenden.

Unser Präsident war viele Jahre als Entwicklungshelfer in Nepal tätig und spricht die Landessprache fließend. Ich war mittlerweile zum sechsten Mal in Nepal und konnte mich von der Transparenz und der Effektivität unserer Hilfe überzeugen. Es ist sehr befriedigend, vom Zaungast zum Helfer für dieses Land geworden zu sein.


Michael Heinisch, Vielen Dank für das ausführliche Interview und ihre langjährige Unterstützung für unseren 1. FC Lok.

 
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